Under Construction: Heilpflanzen (Phytotherapie)
Die Welt der Heilpflanzen ist kaum zu überschauen. Man findet sie direkt vor der Haustüre, im Wald und auf der Wiese, im Schwabenländle und auch in Ostfriesland, in Deutschland genauso wie in Spanien, in Europa gerade so wie in Asien. Was also tun? Wo anfangen und wo aufhören?
Hilfe könnte ein Zitat von Sebastian Kneipp bieten. Es lautet: "Wenn einer ein Dutzend solcher Kräuter kennt und deren Wirkung, so dann er unendlich vielem Unheil vorbeugen, er kann verhüten, dass Krankheiten an ihn herankommen ..... (Öffentliche Vorträge, 1. Band, 1892, S. 2).
In diesem Sinne möchten wir 12 Heilkräuter auflisten, die Kneipp neben einigen anderen für die Hausapotheke empfohlen hatte und die heute noch eine große Bedeutung haben. Hier sind sie - klicken Sie für weitere Informationen auf das + Zeichen:
Arnika (arnica montana)
Synonym: Bergwohlverleih
"Arnika ist nicht mit Gold zu bezahlen - in vielen Fällen hilft sie rasch und schmerzlos" (Sebastian Kneipp)
- äußerliche Anwendung
- verwendet werden die Blüten (Juni-Juli)
- Tinktur (1:10)
- (Salbe)
Wirkung:
- antibakteriell
- entzündungshemmend
- schmerzlindernd (im Entzündungsgebiet)
- durchblutungsfördernd
Einsatzgebiet:
- Prellungen, Verstauchungen, Quetschungen
- rheumatische Muskel- und Gelenkschmerzen
- Entzündungen eines Haarbalgs (Furunkel)
- Insektenstiche
- Thrombophlebitis
- Verbrennungen (auch Sonnenbrand)
- Lymphödem
Einschätzung:
Arnika wurde in die Monographie der Heilplfanzen der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums aufgenommen. Sie war die Arzneipflanze des Jahres 2001. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie) empfiehlt Arnika. Es gibt einige wissenschaftlichen Studien zur Wirkung von Arnika, die einzelne Anwendungsgebiete bestätigen.
Baldrian (valeriana officinalis)
Synonym: Katzenkraut; in der Antike unter dem Namen 'Phu' bekannt
"Weit geschätzt ist auch die Verwendung als Schlafmittel" (Sebastian Kneipp)
- verwendet wird die Wurzel
- Tee
- (Pulver)
- (Tinktur)
Einsatzgebiet:
- Schlafstörungen (vor allem Einschlaf- aber auch Durschschlafstörungen)
- Nervosität
- Adaptogen (bessere Anpassung an Stress)
- Verkrampfungen (Magen-Darm-Trakt)
Besonderheiten:
- muss ungefähr 14 Tage eingenommen werden, bis Wirkung eintritt
- keine Gefahr der Gewöhnung oder Abhängigkeit
Einschätzung:
Baldrian wird in der Monographie der Heilplfanzen der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums für die meisten der oben genannten Einsatzgebiete empfohlen. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie) empfiehlt Baldrian. Die schlaffördernde Wirkung von Baldrian ist in mehreren wissenschaftlichen Studien belegt worden.
Brennessel (urtica dioica)
"Die Brennessel hat in der Tat für Kenner den größten Wert" (Sebastian Kneipp)
Zubereitung:
- Verwendung der ganzen Pflanze incl. Wurzel möglich
- Tee, getrocknet oder frisch
- Gemüse aus jungen, im Frühjahr frisch geernteten Pflanzen (schmecken ähnlich wie Spinat)
Einsatzgebiet:
- Blutreinigung, Entschlackung
- Erkrankungen der Blase, der Harnwege und der Prostata (harntreibend)
- Zäher Schleim in der Lunge (schleimlösend)
- Rheumatische Muskel- und Gelenkschmerzen (entzündungshemmend)
- Arthrose (entzündungshemmend)
- Allergien
Einschätzung:
Die Brennessel wird in der Monographie der Heilplfanzen der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums gelistet und für einige der oben genannten Einsatzgebiete empfohlen. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie) empfiehlt die Brennessel. Einige Wirkungen der Brennessel sind schon durch wissenschaftlichen Studien belegt.
Fenchel, wilder (foeniculum vulgare)
"Der Fenchel wirkt gegen Krämpfe und kräftigt den Magen" (Sebastian Kneipp)
- verwendet wird der Samen
- Tee (nicht kochen, evtl. mit Honig süßen)
- in warmer Milch (evtl. mit Honig süßen)
- oft gemeinsam mit Anis und Kümmel eingesetzt (verstärkt die Wirkung)
Einsatzgebiet:
- Blähungen verringern
- krampflösend (Magen-Darm-Trakt)
- verdauungsfördernd
Einschätzung:
Der Fenchel wird in der Monographie der Heilplfanzen der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums gelistet und für oben genannten Einsatzgebiete empfohlen. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie) empfiehlt den Fenchel. Die genannten Wirkungen des Fenchels sind durch wissenschaftlichen Studien belegt.
Holunder, schwarzer (sambucus nigra)
"Vor jedem Holunderstrauche möge man den Hut ziehen" (Sebastian Kneipp)
- verwendet werden vor allem die Blüten
- frisch oder getrocknet
- Tee
- (Beeren (nicht roh essen))
Wirkung
- schweißtreibend
- blutreinigend
- entgiftend
- harntreibend
Einsatzgebiet
- Frühjahrskur zur Entgiftung (Tee von Blättern oder Beeren)
- Erkältung im Anfangsstadium
Einschätzung:
Der Blüten des Holunderstrauches wird in der Monographie der Heilplfanzen der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums gelistet und für oben genannten Einsatzgebiete empfohlen. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie) empfiehlt den Holunder. Die oben genannten Wirkungen der Holunderblüten sind durch wissenschaftliche Studien belegt.
Johanniskraut (hypericum perforatum)
Synonym: Hexenkraut
"Das Johanniskraut ist von nicht geringer Wichtigkeit und wirkt im Inneren des Körpers wie nach außen" (Sebastian Kneipp)
verwendet werden die Blüten (Juni-Juli)
Innerliche Anwendung
- Tee
- Pulver
- Trockenextrakt (für Medikamente)
Äußerliche Anwendung
- Öl ("Rotöl")
Wirkung:
bei innerlicher Anwendung
- nervenstärkend
- stimmungsaufhellend
bei äußerlicher Anwendung
- wundheilend (z.B. bei Neurodermitis)
- abschwellend
Einsatzgebiet
Für innerliche Anwendung:
- leichte Depressionen
- Nervosität
- Angst
Für äußerliche Anwendung
- Gicht
- Neurodermitis
Besonderheiten
- Vorsicht! Bei Einnahme von Johanniskraut gesteigerte Empfindlichkeit für Sonnenlicht
- Querwirkung mti anderen Medikamenten (insbesondere Psychopharmaka) möglich
Einschätzung:
Das Johanniskraut wird in der Monographie der Heilplfanzen der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums gelistet und für oben genannten Einsatzgebiete empfohlen. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie) empfiehlt das Johanniskraut. Die oben genannten Wirkungen des Johanniskrautes sind durch wissenschaftliche Studien belegt.
Kamille (matricaria chamomilla)
- verwendet werden vor allem die Blüten (Mai - August)
- Tee
- Tinktur
- Öl
- antibakteriell
- entzündungshemmend
- wundheilungsfördernd
- entkrampfend
Einsatzgebiete:
Bei innerlicher Anwendung:
- Schleimhautentzündungen (z.B. Gastritis, Colitis)
- Entspannung (als ätherisches Öl)
- Starke Krämpfe im Magen-Darm-Trakt
- Menstruationsbeschwerden
- Starke Blähungen
Bei äußerlicher Anwendung:
- Hautentzündungen
- Entzündungen der Mundhöhle und Zahnfleisch (Mundspülungen)
Bei Inhalation:
- Entzündliche Erkrankungen der Luftwege
Einschätzung:
Die Kamille wird in der Monographie der Heilplfanzen der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums gelistet und für oben genannten Einsatzgebiete empfohlen. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapie) empfiehlt die Kamille. Einige der oben genannten Wirkungen der Kamille sind durch wissenschaftliche Studien belegt.
Rosmarin (rosmarini folium)
Pflanzenvorstellung
Der Rosmarin ist eine traditionelle Heilpflanze und zählt als die Lieblings-Heilpflanze von Sebastian Kneipp. Der Rosmarin spielte lange Zeit aufgrund seiner antioxidativen Wirkung eine wichtige Rolle beim Bierbrauen, bis er dann durch den Hopfen abgelöst wurde. So wird auch heute noch Rosmarin gerne eingesetzt, um Fleisch länger haltbar zu machen. Er wird vor allem in der französischen und italienischen Küche eingesetzt.
Wirkung
- krampflösend (Gallenwege, Dünndarm)
- anregend auf Leber und Galle
- steigert Herzleistung und fördert die Durchblutung der Herzkranzgefäße
- durchblutungsfördernd (äußerliche Anwendung)
- antiseptisch (gegen Bakterien) und antimykotisch (gegen Pilze)
Einsatzgebiet
- Appetitlosigkeit
- Verdauungsbeschwerden
- Stärkungsmittel für geschwächte Patienten oder ältere Menschen (gerne auch als Rosmarinwein)
- Rheumatische Erkrankungen (als Begleittherapie)
Zubereitung
- Wein:
- 1 Tasse frische oder 2 Tassen getrocknete Rosmarinblätter bzw. -zweige
- 1 Liter Weißwein
- Geben Sie die Rosmarinblätter mit dem Wein in ein geeignetes Gefäß oder die Rosmarinblätter in die Weinflasche
- Stellen Sie das Gefäß gut verschlossen an einen warmen Platz und rühren Sie es regelmäßig oder schwenken Sie den Ansatz in der Flasche
- Nach 2 – 3 Tagen ist der Rosmarinwein fertig
- Anmerkung: Rosmarin harmoniert gut mit Ingwer, Zimt oder Thymian
- Nehmen Sie 3 - 4 x täglich ein Schnapsgläschen Rosmarinwein zwischen den Mahlzeiten ein.
- (Rezept aus „Heilschnäpse, Heilweine & Heilliköre“ von A. Hessmann-Kosaris)
- Tee
- gestrichener Teelöffel Rosmarinblätter (frisch oder getrocknet)
- 250 ml Wasser zum aufkochen bringen
- Rosmarin mit dem gekochten Wasser übergießen
- Tee zudecken und ca. 15 Minuten ziehen lassen
- evtl. mit Honig süßen und lauwarm trinken
Besonderheiten
- Rosmarintee nicht abends trinken, da er belebend wirkt
- Rosmarinwein ist nicht für Kinder und für Alkoholkranke geeignet
Einschätzung
Rosmarin wird in seiner Monographie von der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums für einige der oben genannten Einsatzgebiete empfohlen (u.a. für Verdauungsbeschwerden, Kreislaufbeschwerden und Begleittherapie bei Rheuma) Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative On Phytotherapie) und die WHO schließt sich dieser Empfehlung an.
Zitat Sebastian Kneipp
„Ich stelle den Rosmarin unter die ersten Pflanzen, welche uns durch ihre Heilwirkung bekannt sind.“
Zinnkraut (equisetum arvense oder equiseti herba)
Synonym: Ackerschachtelhalm, Schachtelhalm u.a.
„Es reinigt nicht bloß die Geschirre, weshalb es bei allen Haufrauen als treffliches Putzmittel gilt, es reinigt und heilt auch innere und äußere Gebrechen des menschlichen Körpers.“ (Sebastian Kneipp)
Pflanzenvorstellung
Der Ackerschachtelhalm gehört zur uralten Gruppe der Gefäßsporenpflanzen und ist damit sozusagen ein lebendes Fossil. Er ist gleichzeitig auch eine der wenigen blütenlosen Heilpflanzen. Seine Heilkraft ist schon seit Jahrtausenden bekannt.
Wirkung
- entzündungshemmend
- blutstillend (Blutgefäße zusammenziehend)
- bindegewebsfestigend
- hautstoffwechselanregend
- diuretisch
Einsatzgebiet
- entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege (innerliche und äußerliche Anwendung)
- schlecht heilende Wunden (äußerliche Anwendung; zusätzliche ist eine innere Einnahme hilfreich)
- Erfrierungen (äußerliche Anwendung)
- posttraumatisches Ödem (innerliche Anwendung)
Zubereitung
Tee für innerliche Einnahme:
- ca. 250 ml kaltes Wasser in Kochtopf geben
- 2 Teelöffel Schachtelhalmtee (ca. 6 g Droge) hinzugeben
- evtl. 1 kleines Stück (fingernagelgroß) frischen Ingwer dazu geben
- evtl. 1 Esslöffel Leinsamen dazugeben
- evtl. 1 Apfel mit Schale, in Stücke geschnitten, hinzugeben
- Tee aufkochen lassen
- Herd zurückstellen auf kleine Stufe und ca. 20 Minuten köcheln lassen; danach Herd ausschalten
- Tee noch ca. 10 Minuten ziehen lassen
- Tee absieben
- In Warmhaltekanne abfüllen und Tee über den Tag verteilt trinken (nicht eine Tasse auf einmal)
- Dauer der Einnahme des Tees: kurmäßig für ca. 4 Wochen
Sud (Tee) für äußerliche Anwendung:
- 10 g Droge auf 1000 ml Wasser; Zubereitung siehe oben (jedoch ohne die möglichen Zusätze wie Ingwer, Leinsamen, Apfel)
- Tee abkühlen lassen
- Kompresse oder Wolltuch in Sud eintauchen, evtl. auswringen und auf zu behandelnde Stellen auflegen; oder eine Waschung mit getränktem Tuch durchführen
- Dauer der Behandlung: Bis Besserung / Heilung der Symptome eingetreten ist.
Dämpfe
- Unterleibsdampfbäder mit Ackerschachtelhalmtee bei chronischen Blasenentzündungen in Form eines Dampf-Sitzbades Damit eine korrekte und sichere Durchführung gewährleistet ist, sollte diese Behandlungsmethode vorher mit einem Therapeuten abgesprochen werden
Besonderheiten
- Menschen, die unter Wassereinlagerungen zum Beispiel aufgrund einer Herz- oder Nierenerkrankung leiden, dürfen Ackerschachtelhalmtee aufgrund der eingeschränkten Herz- oder Nierentätigkeit nicht innerlich anwenden
- Achtung Selbstsammler. Es besteht Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpfschachtelhalm!
Einschätzung
Ackerschachtelhalm wird in seiner Monographie von der Kommission E des Bundesgesundheitsministeriums als Begleittherapie vor allem bei Beschwerden des Harntraktes empfohlen. Auch die ESCOP (European Scientific Cooperative On Phytotherapie) schließt sich dieser Empfehlung an.
Weiterführende Literatur
Es gibt eine umfangreiche Literatur über Heilpflanzen. Zwei Pfarrer, Pfarrer Sebastian Kneipp und etwas später Pfarrer Johann Künzle haben zwei der bekanntesten Bücher hierzu verfasst. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, findet unter anderem bei ihnen ein reichen und bewährten Erfahrungsschatz.
- Kneipps Hausapotheke: Bewährte Hausmittel aus dem Garten Gottes: Mit zahlreichen Illustrationen von Kräutern und Pflanzen; Kneipp, Sebastian; Neuausgabe Januar 2015; Erstauflage 1886; Nikol-Verlag
- Das große Kräuterheilbuch: Ratgeber für gesunde und kranke Tage; Künzle, Johann; Neuausgabe Januar 2006; Walter-Verlag
- Leitfaden Phytotherapie; Heinz Silcher (Hrsg.); Elsevier-Verlag; 5. Auflage 2016